Vom 25. August bis zum 6. September trafen sich 42 Crews und Teilnehmende aus 17 Nationen in Ferrara, Italien, um sich bei der 24. FAI-Weltmeisterschaft im Rallyeflug zu messen. Fünf Crews des deutschen Nationalteams waren mit dabei. Neben einer kontinuierlichen und starken Leistung aller deutschen Crews sind besonders die Leistungen der Damencrews hervorzuheben: Dörthe Grubek und Alexandra Kirchner holten Gold in der Damenwertung.

Über die Alpen zur Trainingswoche


Nach intensiven Vorbereitungen und mit wetterbedingt unterschiedlichen Anreisetagen und -routen navigierten sich die fünf Crews mit ihren Flugzeugen über die Alpen nach Ferrara (LIPF) in Italien. Als Kontrastprogramm nach einer hohen Reiseflughöhe beim Anflug erwartete die Crews in der Trainingswoche eine flache Region in Höhe des Meeresspiegels rund um Ferrara. Neben den offiziellen drei Trainingsrouten des Veranstalters, dem Aero Club d’Italia, standen dem Nationalteam weitere Routen zur Verfügung, welche Henry Franzkowiak komplett vorbereitet mitbrachte. Trotz Meeresnähe und zu erwartender sommerlicher Überentwicklungen konnten die Crews glücklicherweise die gesamte Trainingswoche nahezu ohne Unterbrechungen ausschöpfen und neben Rallyeflügen auch Präzisionslandungen üben. Dies war für das deutsche Team sehr wichtig, da zwei der fünf Crews in der Zusammenstellung das erste Mal mitgeflogen sind. Der langjährige Rallyepilot Ralf-Rainer Schmalstieg flog zusammen mit dem motivierten Neuzugang Max Przybylla in einer Bölkow Bo209 mit, während die erfahrene Navigatorin Dörthe Grubek nun erstmalig als Pilotin bei einer WM zusammen mit Navigatorin Alexandra Kirchner in einer Cessna 150 mitflog.




Vier Wettbewerbstage in der Po-Ebene
In der Wettbewerbswoche erwarteten die Crews über vier Tage spannende Routen in alle Himmelsrichtungen mit Längen zwischen 91 und 109 NM, deren Wendepunkte mit einer sekundengenauen Zeitvorgabe abzufliegen galt. Elektronische Geräte waren hierbei tabu und die Crews mussten die Route präzise per terrestrischer Koppelnavigation nach nur ca. 30 Minuten Konstruktionszeit abfliegen. Je Wertungsflug mussten zusätzlich 20 Bilder und 5 Bodenzeichen gefunden werden. Das war für die Navigatorinnen und Navigatoren besonders herausfordernd, da in den offiziellen Trainingsrouten ein anderes Bildmaterial aus Google Earth verwendet wurde, während im Wettbewerb die sonst üblichen echten Luftaufnahmen verwendet wurden. Bis auf einen regenbedingt späteren Start zeigte sich Italien im schönsten Sommerwetter bei hohen Temperaturen, sodass alle Crews nicht nur durch die kniffeligen Wettbewerbsaufgaben ins Schwitzen kamen. Ein professioneller Fluglotse koordinierte während der zwei Wochen die über 30 Motorflugzeuge, welche auf einer Asphaltbahn starteten und auf einer Graspiste landeten.



Kontinuierlich starke Leistungen
Die deutschen Crews waren bei allen vier Flügen konstant im Mittelfeld vorzufinden, was bei der sehr starken Konkurrenz aus Tschechien, Polen und Frankreich kein Selbstläufer war. Jede Crew hatte dabei ihre ganz individuellen Stärken. Während Marcus und Astrid Ciesielski insbesondere durch das zeitlich exakte Abfliegen der Zeiten auffielen, waren Dörthe Grubek und Alexandra Kirchner hervorragend beim Identifizieren und Suchen von Bildern. Bei den Landungen stellten Ralf-Rainer Schmalstieg und Max Przybylla mit insgesamt nur 60 Strafpunkten ihr Können unter Beweis. Robert und Carla Deppe, die zunächst mit etwas Pech in die Wettbewerbswoche starteten, zeigten vollen Fokus und reduzierten als einzige deutsche Crew die Strafpunkte von Wertungsflug zu Wertungsflug, obwohl die Kurse zunehmend anspruchsvoller wurden. Robin Shearer und Oliver Meindl stachen zwar bei Betrachtung der Einzelaufgaben an keiner Stelle besonders hervor, konnten jedoch konstant ihre Leistung abrufen.



Gold für deutsche Damencrew
Nach vier Wertungsflügen und drei gewerteten Landungen konnte das deutsche Nationalteam sich mit 4.620 Strafpunkten den 6. Platz in der Teamwertung holen. Platz 1 ging dabei nach Tschechien (765 Strafpunkte), gefolgt von Polen (912 Strafpunkte) sowie Frankreich (1.801 Strafpunkte). In diese Wertung gehen die Einzelwertungen der besten zwei Crews je Nation ein. Für Deutschland waren dies Marcus und Astrid Ciesielski mit Platz 20 und 2.120 Strafpunkten sowie Robin Shearer und Oliver Meindl mit Platz 23 und 2.500 Strafpunkten. Besonderes Highlight der Preisverleihung war die Deutsche Damencrew mit Dörthe Grubek und Alexandra Kirchner, welche zusammen mit 2.552 Strafpunkten Gold in der Damenwertung holten. Wir sind stolz, eine solch tolle Crew gefunden zu haben, welche bei ihrer ersten gemeinsamen WM mit hervorragenden Ergebnissen den Damenweltmeistertitel nach Deutschland bringt. Ein Bericht über dieses erfreuliche und aufregende Ereignis verdient noch einmal Aufmerksamkeit in einem separaten Beitrag und wird noch online gestellt.


Siegerteam und somit Rallyeflug-Weltmeister wurde das Team Jonáš Petr und Velát Marek aus Tschechien mit insgesamt nur 306 Fehlerpunkten. Landeweltmeisterin wurde Tarryn Myburgh zusammen mit ihrem Mann Ian Myburgh, welche bei drei Landungen nur 30 Strafpunkte verzeichnen mussten. Aus Sicht der Teilnehmenden ist dies besonders verdient, da die Südafrikanerin im Oktober 2024 eine Notlandung mit ihrem Flugzeug schadensfrei durchführte und in Italien mit einem Charterflugzeug fliegen musste. Nach ihren Aussagen ist es genau das Training durch die Wettbewerbe im Navigationsflug, welches zu ihren (beiden) Erfolgen und mehr Sicherheit beim Fliegen führte. Wir gratulieren allen Crews zu diesen Erfolgen. Alle weiteren Detailergebnisse können hier eingesehen werden.

Das deutsche Nationalteam 2025 bedankt sich neben dem DAeC, im Speziellen der Bundeskommission Motorflug, auch bei ihren beiden Sponsoren Rogers Data und dem Textilwerk Konstanz. Rogers Data stattete unter anderem alle fünf deutschen Crews mit neuen ICAO-Karten für den An- und Abflug nach Italien aus. Das Textilwerk Konstanz sponserte hingegen dem gesamten Nationalteam einen kompletten Satz hochwertig bestickter Trainingspolos, mit welchen man sich nicht nur sehen lassen, sondern auch die Temperaturen in Italien jenseits der 40°C im Cockpit aushalten kann. Vielen Dank für diese großartige Unterstützung!
Rang | Besatzung | Flugzeug | Nation | Tag #1 | Tag #2 | Tag #3 | Tag #4 | Gesamt |
1 | Petr Jonáš, Marek Velát | Cessna 152 | CZE | 63 | 60 | 90 | 93 | 306 |
2 | Marcin Chrząszcz, Michał Chrząszcz | Cessna 152 | POL | 112 | 66 | 149 | 85 | 412 |
3 | Lukas Behounek, Krystof Bobek | Cessna 172 | CZE | 123 | 63 | 136 | 137 | 459 |
4 | Marcin Skalik, Joanna Skalik | Cessna 152 | POL | 60 | 199 | 102 | 139 | 500 |
5 | Michał Bartler, Oleksandr Balytskyi | Cessna 152 | POL | 165 | 123 | 49 | 265 | 506 |
20 | Marcus Ciesielski, Astrid Ciesielski | Cessna 172 | GER | 359 | 721 | 594 | 446 | 2.120 |
23 | Robin Shearer, Oliver Meindl | Cessna 150 | GER | 681 | 627 | 636 | 556 | 2.500 |
25 | Dörthe Grubek, Alexandra Kirchner | Cessna 150 | GER | 596 | 545 | 592 | 819 | 2.552 |
26 | Robert Deppe, Carla Moses | Cessna 172 | GER | 887 | 819 | 604 | 456 | 2.766 |
30 | Ralf-Rainer Schmalstieg, Maximilian Przybylla | Bölkow Bo 209 | GER | 942 | 933 | 1.133 | 830 | 3.838 |
Fotos: FAI / George Henry, NAVGEEKS, Slovak Flying Team